Flora von Bayern: Floristischer Status: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Floristische Statussysteme''' bilden seit Beginn der koordinierten Maßnahmen zur floristischen Kartierung oder Florenkartierung sowie seit Beginn der Erstellung von gebietsbezogenen Arten-Checklisten ein wichtiges Instrument zur strukturierten Beschreibung einer Flora in Raum und Zeit. Der '''floristische Status''' (auch '''Verbreitungsstatus''' oder '''Etablierungsstatus''' genannt) bezieht sich auf einen im Rahmen der floristischen Maßnahme oder auch Checklist-Projekt definierten Raum ({{Zitat|Ruff et al. 2019}}).
 
'''Floristische Statussysteme''' bilden seit Beginn der koordinierten Maßnahmen zur floristischen Kartierung oder Florenkartierung sowie seit Beginn der Erstellung von gebietsbezogenen Arten-Checklisten ein wichtiges Instrument zur strukturierten Beschreibung einer Flora in Raum und Zeit. Der '''floristische Status''' (auch '''Verbreitungsstatus''' oder '''Etablierungsstatus''' genannt) bezieht sich auf einen im Rahmen der floristischen Maßnahme oder auch Checklist-Projekt definierten Raum ({{Zitat|Ruff et al. 2019}}).
  
In Projekten zur Erstellung und dynamische Fortschreibung von Standardlisten bzw. Checklisten größerer Gebietseinheiten wie Deutschland und Bayern wird der sog. '''primäre''' Verbreitungsstatus bzw. "Status der Vorkommen" einer Sippe anhand von Quellen und Zuarbeit von Florenkennern festgelegt '''"ex situ"'''. Beispiele sind das Projekt für Deutschland und seine Bundesländer ({{Zitat|Hand et al. 2020}}) und die Flora-von-Bayern Initiative ({{Zitat|Lippert & Meierott 2014}}, {{Zitat|Lippert & Meierott 2018}}, {{Zitat|Diewald & Ahlmer 2016 onwards}}). Primäre floristische Statusangaben zu einer Sippe, soweit bezogen auf ein politisch definiertes Gebiet, wie z.B. Deutschland, das Land Bayern oder seine Regierungsbezirke, können Angaben zum Rote-Liste-Status einer Sippe in diesem Gebiet ergänzen und sind Kategorien, wie sie im amtlichen Naturschutz relevant sind.   
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In Projekten zur Erstellung und dynamische Fortschreibung von Standardlisten bzw. Checklisten größerer Gebietseinheiten wie Deutschland und Bayern wird der sog. '''primäre''' Verbreitungsstatus bzw. "Status der Vorkommen" einer Sippe anhand von Quellen und Zuarbeit von Florenkennern festgelegt '''"ex situ"'''. Beispiele sind das Projekt für Deutschland und seine Bundesländer ({{Zitat|Hand et al. 2020}}) und die Flora-von-Bayern Initiative ({{Zitat|Lippert & Meierott 2014}}, {{Zitat|Lippert & Meierott 2018}}, {{Zitat|Diewald & Ahlmer 2016 onwards}}). Primäre floristische Statusangaben zu einer Sippe, soweit bezogen auf ein politisch definiertes Gebiet, wie z.B. Deutschland, das Land Bayern oder seine Regierungsbezirke, können Angaben zur Rote-Liste-Kategorie einer Sippe in diesem Gebiet ergänzen und sind Kategorien, die für den amtlichen Naturschutz relevant sind.   
  
 
Die '''Statusangaben''' beschreiben dabei den '''Etablierungs-/Einbürgerungsgrad''', die '''Einwanderungszeit''' und den '''Modus der Ansiedlung''' einer Sippe in diesem Raum ({{Zitat|Bergmeier 1991}}). Der floristische Status wird sippen-bezogen vergeben.
 
Die '''Statusangaben''' beschreiben dabei den '''Etablierungs-/Einbürgerungsgrad''', die '''Einwanderungszeit''' und den '''Modus der Ansiedlung''' einer Sippe in diesem Raum ({{Zitat|Bergmeier 1991}}). Der floristische Status wird sippen-bezogen vergeben.
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Die Verwendung eines gemeinschaftlich definierten vereinfachten Begriffssystems „Floristischer Status“ hat sich besonders in großen Artenmonitoringprojekten von Gefäßpflanzen bewährt, um möglichst nachvollziehbar zu beschreiben, inwiefern ein '''Pflanzenvorkommen auf menschlichen Einfluss zurückzuführen''' ist. Bei Artenmonitoring- und Kartierungsprojekten geschieht dies üblicherweise im Feld '''"in situ"''' zur Zeit der Einzelbeobachtung, wobei sich die Beobachtung auf einen genauen Ort oder auf ein Erfassungsgebiet (plot, TK25/Q etc.) (natürlich zum Zeitpunkt der Beobachtung) beziehen kann. Der in situ Status einer Sippe steht in Abhängigkeit zum primäre bzw. ex situ Status im definierten Gebiet. Im vereinfachten Statussystem mit vier Kategorien werden im Wesentlichen zwei Kriterien der Klassifikation, nämlich die Einwanderungszeit und der Grad der Einbürgerung betrachtet und „Einheimische“ – „Eingebürgerte“ – „Unbeständige“ – „Kultivierte“ unterschieden (siehe z.B. [https://kartierung.delattinia.de/FAQ/Floristischer_Status Floristischer Status, Kartierung Saarland], {{Zitat|Anonym_2014| Anonym; NetPhyD & BfN (Hrsg.) 2014}}).
 
Die Verwendung eines gemeinschaftlich definierten vereinfachten Begriffssystems „Floristischer Status“ hat sich besonders in großen Artenmonitoringprojekten von Gefäßpflanzen bewährt, um möglichst nachvollziehbar zu beschreiben, inwiefern ein '''Pflanzenvorkommen auf menschlichen Einfluss zurückzuführen''' ist. Bei Artenmonitoring- und Kartierungsprojekten geschieht dies üblicherweise im Feld '''"in situ"''' zur Zeit der Einzelbeobachtung, wobei sich die Beobachtung auf einen genauen Ort oder auf ein Erfassungsgebiet (plot, TK25/Q etc.) (natürlich zum Zeitpunkt der Beobachtung) beziehen kann. Der in situ Status einer Sippe steht in Abhängigkeit zum primäre bzw. ex situ Status im definierten Gebiet. Im vereinfachten Statussystem mit vier Kategorien werden im Wesentlichen zwei Kriterien der Klassifikation, nämlich die Einwanderungszeit und der Grad der Einbürgerung betrachtet und „Einheimische“ – „Eingebürgerte“ – „Unbeständige“ – „Kultivierte“ unterschieden (siehe z.B. [https://kartierung.delattinia.de/FAQ/Floristischer_Status Floristischer Status, Kartierung Saarland], {{Zitat|Anonym_2014| Anonym; NetPhyD & BfN (Hrsg.) 2014}}).
  
*Im Zusammenhang mit der Entwicklung des [http://daten.bayernflora.de/de/index.php '''BIB Datenportals'''] für die Flora von Bayern ab 2003 wurden zwei Bereiche etabliert, unter denen aktuell Angaben von BFL floristischen Statuskategorien erscheinen:  
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*Im Zusammenhang mit der Entwicklung des [http://daten.bayernflora.de/de/index.php '''BIB Datenportals'''] für die Flora von Bayern ab 2003 wurden zwei Bereiche etabliert, unter denen aktuell Angaben von floristischen Statuskategorien erscheinen:  
 
**Der Bereich [http://daten.bayernflora.de/de/checklist_pflanzen.php "Checkliste der Gefäßpflanzen Bayerns"] listet den sog. primären bzw. '''"ex situ" Status (Bayernstatus)''' einer Sippe, wie er in der Kommentierten Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns ({{Zitat|Lippert & Meierott 2014}}, {{Zitat|Lippert & Meierott 2018}}) publiziert wurde. Darüber hinaus werden im Datenmanagementsystem Diversity Workbench (DWB-DiversityTaxonNames) intern Änderungen des Bayernstatus verwaltet, wie sie sich im Rahmen der kontinuierlichen Bearbeitung der [[Taxonomische Referenzliste der Gefäßpflanzen Bayerns|Taxonomischen Referenzliste der Gefäßpflanzen Bayerns (TaxRefListe)]], derzeit durch Wolfgang Diewald, ergeben. Die TaxRefListe ist unabhängig vom BIB Datenportal sowohl in statischen Versionen zum download als auch dynamisch über einen Webservice zugänglich (siehe [http://services.snsb.info/DTNtaxonlists/rest/v0.1/static/api-doc.html DTN REST Webservice] mit [http://www.diversitymobile.net/wiki/How_to_use_the_DWB_REST_Webservice_for_Taxon_Lists#What_means_the_.22E.22_in_the_above_example.3F Beispiel]). Die im BIB Datenportal und im DTN REST Webservice angezeigten Kategorien werden in [[Flora_von_Bayern:_Floristischer_Status#Tab._1:_Liste_der_in_DWB-DTN_verwendeten_Abk.C3.BCrzungen_und_Definitionen_zu_den_Kategorien_des_.22Bayernstatus.22_.28.3D.22ex_situ.22-floristische_Statuskategorien.29| Tab. 1]] definiert.
 
**Der Bereich [http://daten.bayernflora.de/de/checklist_pflanzen.php "Checkliste der Gefäßpflanzen Bayerns"] listet den sog. primären bzw. '''"ex situ" Status (Bayernstatus)''' einer Sippe, wie er in der Kommentierten Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns ({{Zitat|Lippert & Meierott 2014}}, {{Zitat|Lippert & Meierott 2018}}) publiziert wurde. Darüber hinaus werden im Datenmanagementsystem Diversity Workbench (DWB-DiversityTaxonNames) intern Änderungen des Bayernstatus verwaltet, wie sie sich im Rahmen der kontinuierlichen Bearbeitung der [[Taxonomische Referenzliste der Gefäßpflanzen Bayerns|Taxonomischen Referenzliste der Gefäßpflanzen Bayerns (TaxRefListe)]], derzeit durch Wolfgang Diewald, ergeben. Die TaxRefListe ist unabhängig vom BIB Datenportal sowohl in statischen Versionen zum download als auch dynamisch über einen Webservice zugänglich (siehe [http://services.snsb.info/DTNtaxonlists/rest/v0.1/static/api-doc.html DTN REST Webservice] mit [http://www.diversitymobile.net/wiki/How_to_use_the_DWB_REST_Webservice_for_Taxon_Lists#What_means_the_.22E.22_in_the_above_example.3F Beispiel]). Die im BIB Datenportal und im DTN REST Webservice angezeigten Kategorien werden in [[Flora_von_Bayern:_Floristischer_Status#Tab._1:_Liste_der_in_DWB-DTN_verwendeten_Abk.C3.BCrzungen_und_Definitionen_zu_den_Kategorien_des_.22Bayernstatus.22_.28.3D.22ex_situ.22-floristische_Statuskategorien.29| Tab. 1]] definiert.
**Der Bereich [http://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php "Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns"] mit dynamisch erzeugten Verbreitungskarten verweist auf die '''"in situ" Statuskategorien''', wie sie anhand von Auswahllisten von den einzelnen Florenkennern oft direkt im Gelände vergeben werden. Die gemanagten Kategorien haben sich über die Zeit z.T. in ihrem Bedeutungsumfang etwas verändert (zur Geschichte siehe {{Zitat|Ruff et al. 2019}}). Das derzeit verwendete System basiert v.a. auf Kategorien, wie sie [[FlorEin 5.0]] und frühere Versionen dieses Systems vorgegeben haben. Seit 2013, mit der Migration von zentralen Bayernflora-Datenbeständen aus einer von Wolfgang Ahlmer gemanagten MS-Access-Datenbank in das Datenmanagementsystem Diversity Workbench (DWB-DiversityCollection), bildet dieses optimierte Statussystem auch die begriffsschematische Grundlage des Status-Managements der Datenbestände der Bayernflora (BFL). Dort werden derzeit projektintern 28 BFL-Statuskategorien gemanagt, 13 davon für die öffentliche Darstellung prozessiert ([[Flora_von_Bayern:_Floristischer_Status#Tab._2:_Liste_der_in_DWB-DC_verwendeten_Abk.C3.BCrzungen_und_Definitionen_zu_den_.22in_situ.22-floristischen_Statuskategorien|Tab. 2]]).
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**Der Bereich [http://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php "Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns"] mit dynamisch erzeugten Verbreitungskarten verweist auf die '''"in situ" Statuskategorien''', wie sie anhand von Auswahllisten von den einzelnen Florenkennern oft direkt im Gelände vergeben werden. Die gemanagten Kategorien haben sich über die Zeit z.T. in ihrem Bedeutungsumfang etwas verändert (zur Geschichte siehe {{Zitat|Ruff et al. 2019}}). Das derzeit verwendete System basiert v.a. auf Kategorien, wie sie [[FlorEin 5.0]] und frühere Versionen dieses Systems vorgegeben haben. Seit 2013, mit der Migration von zentralen Bayernflora-Datenbeständen aus einer von Wolfgang Ahlmer gemanagten MS-Access-Datenbank in das Datenmanagementsystem Diversity Workbench (DWB-DiversityCollection), bildet dieses optimierte Statussystem auch die begriffsschematische Grundlage des Status-Managements der Datenbestände der Bayernflora (BFL). Dort werden derzeit 28 BFL-Statuskategorien gemanagt. ([[Flora_von_Bayern:_Floristischer_Status#Tab._2:_Liste_der_in_DWB-DC_verwendeten_Abk.C3.BCrzungen_und_Definitionen_zu_den_.22in_situ.22-floristischen_Statuskategorien|Tab. 2]]).
 
*Im Zusammenhang mit der Anbindung der BFL-Verbreitungsdaten an '''nationale und internationale Datenportale''' wie GBIF, GFBio und PLADIAS (technisch über eine Installation der BioCASe Provider Software am SNSB IT Center) werden zu '''jeder einzelnen''' für die Publikation freigegebenen '''Beobachtung''' '''sämtliche "in situ" Statuskategorien''' verfügbar gemacht. Dabei ist es unerheblich, ob diese Beobachtung Ergebnis einer Literaturrecherche ist, oder von einem Herbaretikett oder - wie überwiegend - aus direkter Geländebeobachtung stammt. Die Kategorien erscheinen im BFL Begriffsschema mit entsprechenden Abkürzungen, oder - im Falle von [https://pladias.cz/en/ PLADIAS] - werden sekundär den in Tab. 2 aufgeführten Begriffen zugeordnet.
 
*Im Zusammenhang mit der Anbindung der BFL-Verbreitungsdaten an '''nationale und internationale Datenportale''' wie GBIF, GFBio und PLADIAS (technisch über eine Installation der BioCASe Provider Software am SNSB IT Center) werden zu '''jeder einzelnen''' für die Publikation freigegebenen '''Beobachtung''' '''sämtliche "in situ" Statuskategorien''' verfügbar gemacht. Dabei ist es unerheblich, ob diese Beobachtung Ergebnis einer Literaturrecherche ist, oder von einem Herbaretikett oder - wie überwiegend - aus direkter Geländebeobachtung stammt. Die Kategorien erscheinen im BFL Begriffsschema mit entsprechenden Abkürzungen, oder - im Falle von [https://pladias.cz/en/ PLADIAS] - werden sekundär den in Tab. 2 aufgeführten Begriffen zugeordnet.
 
**Der floristische Status (1) wird zunächst vom Beobachter möglichst während oder unmittelbar nach der Beobachtung oft als Freitext vergeben, z.B. "E? oder K?", ggf. wird ein floristischer Status (2), z.B. "U", vom DWB Datenmanager im Zuge der ersten DWB-internen Qualitätskontrolle vergeben und ggf. werden weitere floristische Statuszuordnungen (3), (4) später von Florenkennern vergeben, z.B. "K". Für die DWB-interne Bearbeitung der floristischen Statusangaben gibt es geeignete [https://wiki.bayernflora.de/web/DWB_Tabellen-Editor_f%C3%BCr_TK25_Rasterdaten_und_Bayernflora-Editor Editierwerkzeuge].  
 
**Der floristische Status (1) wird zunächst vom Beobachter möglichst während oder unmittelbar nach der Beobachtung oft als Freitext vergeben, z.B. "E? oder K?", ggf. wird ein floristischer Status (2), z.B. "U", vom DWB Datenmanager im Zuge der ersten DWB-internen Qualitätskontrolle vergeben und ggf. werden weitere floristische Statuszuordnungen (3), (4) später von Florenkennern vergeben, z.B. "K". Für die DWB-interne Bearbeitung der floristischen Statusangaben gibt es geeignete [https://wiki.bayernflora.de/web/DWB_Tabellen-Editor_f%C3%BCr_TK25_Rasterdaten_und_Bayernflora-Editor Editierwerkzeuge].  

Version vom 2. Juni 2020, 10:05 Uhr

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Allgemeines

Floristische Statussysteme bilden seit Beginn der koordinierten Maßnahmen zur floristischen Kartierung oder Florenkartierung sowie seit Beginn der Erstellung von gebietsbezogenen Arten-Checklisten ein wichtiges Instrument zur strukturierten Beschreibung einer Flora in Raum und Zeit. Der floristische Status (auch Verbreitungsstatus oder Etablierungsstatus genannt) bezieht sich auf einen im Rahmen der floristischen Maßnahme oder auch Checklist-Projekt definierten Raum (Ruff et al. 2019).

In Projekten zur Erstellung und dynamische Fortschreibung von Standardlisten bzw. Checklisten größerer Gebietseinheiten wie Deutschland und Bayern wird der sog. primäre Verbreitungsstatus bzw. "Status der Vorkommen" einer Sippe anhand von Quellen und Zuarbeit von Florenkennern festgelegt "ex situ". Beispiele sind das Projekt für Deutschland und seine Bundesländer (Hand et al. 2020) und die Flora-von-Bayern Initiative (Lippert & Meierott 2014, Lippert & Meierott 2018, Diewald & Ahlmer 2016 onwards). Primäre floristische Statusangaben zu einer Sippe, soweit bezogen auf ein politisch definiertes Gebiet, wie z.B. Deutschland, das Land Bayern oder seine Regierungsbezirke, können Angaben zur Rote-Liste-Kategorie einer Sippe in diesem Gebiet ergänzen und sind Kategorien, die für den amtlichen Naturschutz relevant sind.

Die Statusangaben beschreiben dabei den Etablierungs-/Einbürgerungsgrad, die Einwanderungszeit und den Modus der Ansiedlung einer Sippe in diesem Raum (Bergmeier 1991). Der floristische Status wird sippen-bezogen vergeben.

Die Verwendung eines gemeinschaftlich definierten vereinfachten Begriffssystems „Floristischer Status“ hat sich besonders in großen Artenmonitoringprojekten von Gefäßpflanzen bewährt, um möglichst nachvollziehbar zu beschreiben, inwiefern ein Pflanzenvorkommen auf menschlichen Einfluss zurückzuführen ist. Bei Artenmonitoring- und Kartierungsprojekten geschieht dies üblicherweise im Feld "in situ" zur Zeit der Einzelbeobachtung, wobei sich die Beobachtung auf einen genauen Ort oder auf ein Erfassungsgebiet (plot, TK25/Q etc.) (natürlich zum Zeitpunkt der Beobachtung) beziehen kann. Der in situ Status einer Sippe steht in Abhängigkeit zum primäre bzw. ex situ Status im definierten Gebiet. Im vereinfachten Statussystem mit vier Kategorien werden im Wesentlichen zwei Kriterien der Klassifikation, nämlich die Einwanderungszeit und der Grad der Einbürgerung betrachtet und „Einheimische“ – „Eingebürgerte“ – „Unbeständige“ – „Kultivierte“ unterschieden (siehe z.B. Floristischer Status, Kartierung Saarland, Anonym; NetPhyD & BfN (Hrsg.) 2014).

  • Im Zusammenhang mit der Entwicklung des BIB Datenportals für die Flora von Bayern ab 2003 wurden zwei Bereiche etabliert, unter denen aktuell Angaben von floristischen Statuskategorien erscheinen:
    • Der Bereich "Checkliste der Gefäßpflanzen Bayerns" listet den sog. primären bzw. "ex situ" Status (Bayernstatus) einer Sippe, wie er in der Kommentierten Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns (Lippert & Meierott 2014, Lippert & Meierott 2018) publiziert wurde. Darüber hinaus werden im Datenmanagementsystem Diversity Workbench (DWB-DiversityTaxonNames) intern Änderungen des Bayernstatus verwaltet, wie sie sich im Rahmen der kontinuierlichen Bearbeitung der Taxonomischen Referenzliste der Gefäßpflanzen Bayerns (TaxRefListe), derzeit durch Wolfgang Diewald, ergeben. Die TaxRefListe ist unabhängig vom BIB Datenportal sowohl in statischen Versionen zum download als auch dynamisch über einen Webservice zugänglich (siehe DTN REST Webservice mit Beispiel). Die im BIB Datenportal und im DTN REST Webservice angezeigten Kategorien werden in Tab. 1 definiert.
    • Der Bereich "Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns" mit dynamisch erzeugten Verbreitungskarten verweist auf die "in situ" Statuskategorien, wie sie anhand von Auswahllisten von den einzelnen Florenkennern oft direkt im Gelände vergeben werden. Die gemanagten Kategorien haben sich über die Zeit z.T. in ihrem Bedeutungsumfang etwas verändert (zur Geschichte siehe Ruff et al. 2019). Das derzeit verwendete System basiert v.a. auf Kategorien, wie sie FlorEin 5.0 und frühere Versionen dieses Systems vorgegeben haben. Seit 2013, mit der Migration von zentralen Bayernflora-Datenbeständen aus einer von Wolfgang Ahlmer gemanagten MS-Access-Datenbank in das Datenmanagementsystem Diversity Workbench (DWB-DiversityCollection), bildet dieses optimierte Statussystem auch die begriffsschematische Grundlage des Status-Managements der Datenbestände der Bayernflora (BFL). Dort werden derzeit 28 BFL-Statuskategorien gemanagt. (Tab. 2).
  • Im Zusammenhang mit der Anbindung der BFL-Verbreitungsdaten an nationale und internationale Datenportale wie GBIF, GFBio und PLADIAS (technisch über eine Installation der BioCASe Provider Software am SNSB IT Center) werden zu jeder einzelnen für die Publikation freigegebenen Beobachtung sämtliche "in situ" Statuskategorien verfügbar gemacht. Dabei ist es unerheblich, ob diese Beobachtung Ergebnis einer Literaturrecherche ist, oder von einem Herbaretikett oder - wie überwiegend - aus direkter Geländebeobachtung stammt. Die Kategorien erscheinen im BFL Begriffsschema mit entsprechenden Abkürzungen, oder - im Falle von PLADIAS - werden sekundär den in Tab. 2 aufgeführten Begriffen zugeordnet.
    • Der floristische Status (1) wird zunächst vom Beobachter möglichst während oder unmittelbar nach der Beobachtung oft als Freitext vergeben, z.B. "E? oder K?", ggf. wird ein floristischer Status (2), z.B. "U", vom DWB Datenmanager im Zuge der ersten DWB-internen Qualitätskontrolle vergeben und ggf. werden weitere floristische Statuszuordnungen (3), (4) später von Florenkennern vergeben, z.B. "K". Für die DWB-interne Bearbeitung der floristischen Statusangaben gibt es geeignete Editierwerkzeuge.

Tab. 1: Liste der in DWB-DTN verwendeten Abkürzungen und Definitionen zu den Kategorien des "Bayernstatus" (="ex situ"-floristische Statuskategorien)

(siehe auch Darstellung in Ruff et al. 2019, S. 229, Tab. 2)

Statuskategorie: Abkürzung Statuskategorie: Name Statuskategorie: Definition (nach BIB Checkliste der Gefäßpflanzen Bayerns, erweitert) Art des Status
H einheimisch Indigene (alteinheimisch) und Archäophyten (vor ca. 1500 eingebürgert) floristischer Status, "Bayernstatus"
H? vermutlich einheimisch vermutlich indigen (alteinheimisch) oder vermutlich Archäophyt (vor ca. 1500 eingebürgert) floristischer Status, "Bayernstatus"
E eingebürgert Frühneophyt (ca. 1500-1800 eingebürgert) oder Spätneophyt (ab ca. 1800 eingebürgert); Neophyt wird nur dann als eingebürgert betrachtet, wenn er sich ohne menschliche Mithilfe über einen bestimmten Zeitraum halten und vermehren kann floristischer Status, ,"Bayernstatus"
E? vermutlich eingebürgert vermutlich Frühneophyt (ca. 1500-1800 eingebürgert) oder vermutlich Spätneophyt (ab ca. 1800 eingebürgert); Neophyt wird nur dann als eingebürgert betrachtet, wenn er sich ohne menschliche Mithilfe über einen bestimmten Zeitraum halten und vermehren kann floristischer Status, "Bayernstatus"
T Tendenz zur Einbürgerung Einbürgerungskriterien derzeit noch nicht ganz erfüllt, aber wohl in Zukunft floristischer Status, "Bayernstatus"
T? vermutlich Tendenz zur Einbürgerung vermutlich Einbürgerungskriterien derzeit noch nicht ganz erfüllt, aber wohl in Zukunft floristischer Status, "Bayernstatus"
U unbeständig unbeständig im weiteren Sinne, inkl. Kultivierte und Synanthrope floristischer Status, "Bayernstatus"
F fraglich ob vorkommend Angabe für Bayern wird als fraglich angesehen floristischer Status, "Bayernstatus"
- entgegen früherer Meinung nicht vorkommend Angabe für Bayern wird als falsch angesehen floristischer Status, "Bayernstatus"
n Status nicht bestimmt Status wurde noch nicht festgelegt (bei Hybriden verwendet) floristischer Status, "Bayernstatus"
P potentiell invasiver Neophyt potentiell invasiver Neophyt **bitte Definition ergänzen, ? immer Spätneophyt? *** ????? Status zur Datenbearbeitung

Der grün markierte "floristische Status" wird in den öffentlich zugänglichen Datenportalen dargestellt, der blau markierte "Status zur Datenbearbeitung" wird zum internen DC Datenmanagement vergeben.

In Ruff et al. (2019: 229) finden sich Zahlen zur Vergabe der einzelnen Statuskategorien. Danach wurden – zum Stand August 2019 – 3655 Sippen als in Bayern heimisch kategorisiert, 325 als eingebürgert und 1554 als unbeständig.

Tab. 2: Liste der in DWB-DC verwendeten Abkürzungen und Definitionen zu den "in situ"-floristischen Statuskategorien

(siehe auch Darstellung in Ruff et al. 2019, S. 227, Tab. 1)

Statuskategorie: Abkürzung Statuskategorie: Name Statuskategorie: Definition (nach Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns; FlorEin 5.0-Handbuch S. 22, erweitert) Art des Status Zuordnung zu den 4 Kategorien in PLADIAS Wahr/falsch-Kategorie in PLADIAS
I indigen mit Sicherheit einheimisch (indigen: besonders betont, bei heimischen Arten, die auch kultiviert vorkommen können) floristischer Status spontaneous correct
* Normalstatus einheimisch i.w.S., ursprünglich der bayernweit übliche Status, später verwendet für einheimisch (einschl. Archäophyt) floristischer Status spontaneous correct
E eingebürgert eingebürgert, vom Menschen eingebracht, aber am Wuchsort sich selbständig über mehrere Generationen entwickelnd (und sich somit wie eine Wildpflanze verhaltend) floristischer Status spontaneous secondary correct
D dauerhaft etabliert etabliert (nicht zu unterscheiden ob E oder I) floristischer Status spontaneous secondary correct
U unbeständig synanthrop unbeständig, spontan wachsend, aber aus einem der anderen synanthropen Vorkommen (durch Samenverbreitung) hervorgegangen (ohne Bedingung synanthrop!) floristischer Status spontaneous secondary correct
T Tendenz zur Einbürgerung Tendenz zur Einbürgerung (nicht mehr U und noch nicht E) floristischer Status spontaneous secondary correct
W wiederangesiedelt, natürlich unbeständig wiederangesiedelt, natürlich unbeständig floristischer Status spontaneous correct
K kultiviert kultiviert/ Nutzen, für land- und forstwirtschaftliche Zwecke (seltener auch gärtnerische, z.B. Baumschulen, Schnittblumen), mit wirtschaftlicher Nutzungsabsicht (wird in den meisten Kartierungsprojekten nicht kartiert, außer vielleicht bei "forstlich eingebracht" floristischer Status planted correct
S synanthrop synanthrop im Allgemeinen, also A, E, K oder R, ansonsten keine genauere Kategorie feststellbar auch U? floristischer Status spontaneous secondary correct
A angesalbt angepflanzt (zur Zierde oder zur Bereicherung der Landschaft), aber ohne wirtschaftliche Nutzungsabsicht (vgl. K) müsste eingeengt werden auf speziellen Fall der Ansalbung (seltene oder dekorative Pflanze) floristischer Status planted correct
R Kulturrelikt Kulturrelikt, ehemals am Wuchsort gepflanzt, aber nach Nutzungsaufgabe an der Pflanzstelle sich haltend (aber nicht ausbreitend wie bei E) floristischer Status planted correct
 ? Status völlig unklar Status völlig unklar floristischer Status not set correct
Z zweifelhaft ob einheimisch zweifelhaft ob einheimisch, kann (nahezu) jedes der anderen Statuskategorien sein, ist aber nicht näher feststellbar floristischer Status not set correct
- Falschangabe kommt hier nicht vor entgegen anderslautenden Angaben Status zur Datenbearbeitung not set wrong
2 Angabe falsch am Ort Angabe falsch am Ort Status zur Datenbearbeitung not set wrong
3 Angabe falsch im Rasterfeld Angabe falsch im Rasterfeld Status zur Datenbearbeitung not set wrong
4 Angabe zweifelhaft am Ort Angabe zweifelhaft am Ort Status zur Datenbearbeitung not set unsure
5 Angabe zweifelhaft im Rasterfeld Angabe zweifelhaft im Rasterfeld Status zur Datenbearbeitung not set unsure
F fraglich ob hier vorkommend fraglich ob hier vorkommend Status zur Datenbearbeitung not set unsure
+ ausgestorben oder verschollen ausgestorben oder verschollen Status zur Datenbearbeitung not set correct
6 sicher ausgestorben am Ort sicher ausgestorben am Ort Status zur Datenbearbeitung not set correct
7 verschollen am Ort verschollen am Ort Status zur Datenbearbeitung not set correct
8 sicher ausgestorben im Rasterfeld sicher ausgestorben im Rasterfeld Status zur Datenbearbeitung not set correct
9 verschollen im Rasterfeld verschollen im Rasterfeld Status zur Datenbearbeitung not set correct
V verschollen verschollen (unsicher ob hier wirklich schon ausgestorben) Status zur Datenbearbeitung not set correct
X ausgestorben ausgestorben Status zur Datenbearbeitung not set correct
99 Daten nicht zu verwenden Daten falsch, nicht zu verwenden (aber auch nicht löschen) Status zur Datenbearbeitung not set wrong
0 kein Status angegeben kein Status angegeben (Hinweis darauf, dass nicht Normalstatus gemeint ist) Status zur Datenbearbeitung not set correct
1 Neufund Neufund, Bestätigung Status zur Datenbearbeitung not set correct
00 Neufund/ BK, kein Status Neufund aus Bayernkartierung ohne Statusangabe Status zur Datenbearbeitung not set correct
kein Eintrag in DC Daten ohne Statusangabe, kann auch als Normalstatus oder Indigen gemeint sein. Muss im Einzelfall geklärt werden Status zur Datenbearbeitung not set unsure

Der grün markierte "floristische Status" wird in den öffentlich zugänglichen Datenportalen dargestellt, der blau markierte "Status zur Datenbearbeitung" wird zum internen DWB Datenmanagement in Diversity Collection vergeben, um eine differenzierte Prozessierung heterogener Datenimporte ohne eindeutige Statusangabe zu ermöglichen. Ein Datenmanagement durch den Datenerzeuger mag spätere eindeutige Zuordnung erlauben. Die letzten beiden Spalten der Tabelle beschreiben die Prozessierung der Statusangaben zur Darstellung der in PLADIAS verwendeten Kategorien.

In Ruff et al. (2019: 227) finden sich Zahlen zur Vergabe der einzelnen Statuskategorien. Danach wurden – zum Stand August 2019 – 5,4 Millionen Beobachtungen als indigen oder einheimisch kategorisiert und 255.000 Beobachtungen als eingebürgert eingestuft und fast genauso viele, nämlich 219.000 Beobachtungen, von Unbeständigen inkl. Kultivierten und Synanthropen gemeldet.

Weitere Information

Detail-Information zum floristischen Status mit Bezug zur Flora-von-Bayern-Initiative und zum Projekt Flora des Böhmerwaldes – Květena Šumavy – Flora Silvae Gabretae einerseits und im nationalen und internationalen Kontext andererseits mit ausführlicher Literaturliste findet sich auf entsprechenden Seiten im internen Bereich des Wikis. Eine Darstellung geschichtlicher Aspekte und erste Datenauswertungen finden sich bei Ruff et al. (2019). Dort wird auf S. 227 auch auf diese Wiki-Seite verwiesen.




Literatur

Anonym; NetPhyD & BfN (Hrsg.) 2014: Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. 1. Auflage. Landwirtschaftsverlag, Münster, ISBN 978-3-7843-5319-7, S. [1]–912 ("2013").
Bergmeier, E. 1991: Ein Vorschlag zur Verwendung neu abgegrenzter Statuskategorien bei floristischen Kartierungen in Deutschland. In: Floristische Rundbriefe (Bochum). Nr. 25, S. 126–137.
Diewald, W. & Ahlmer, W. 2016: Taxon list of vascular plants from Bavaria, Germany compiled in the context of the BFL project. Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns, doi:10.15468/nbilcw (https:/​/​doi.​org/​10.​15468/​nbilcw).
Hand, R., Thieme, M. & Mitarbeiter 2020: Florenliste von Deutschland (Gefäßpflanzen), begründet von Karl Peter Buttler, Version 11. Berlin (http:/​/​www.​kp-buttler.​de).
Lippert, W. & Meierott, L. 2014: Kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns. Selbstverlag der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, München, S. 1–408 (Infos auch unter https://wiki.bayernflora.de/web/Kommentierte_Artenliste_der_Farn-_und_Blütenpflanzen_Bayerns).
Lippert, W. & Meierott, L. 2018: Kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns. Vorarbeiten zu einer neuen Flora von Bayern. Online-Version Dezember 2018. Selbstverlag der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, München, S. 1–251 (https:/​/​species-id.​net/​o/​media/​f/​f1/​Lippert_​Meierott_​Bayernliste-2018.​pdf).
Ruff, M., Diewald, W., Weiss, M. & Triebel, D. 2019: Floristischer Status und Florenwandel über 60 Jahre – Eine erste Analyse des Datenbestandes zum Projekt „Flora von Bayern“. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft. Bd. 89, München, S. 223–244 (https:/​/​species-id.​net/​o/​media/​a/​ab/​BBBG_​89_​Floristischer_​Status_​und_​Florenwandel_​über_​60_​Jahre.​pdf).