Thema auf Hilfe:Forum Pflanzenbestimmung

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Andreas Plank (DiskussionBeiträge)

(Anfrage per E-Mail)

Hallo aus Norddeutschland,

kennt sich hier jemand gut mit dem Carex flava Komplex aus? Hier im Norden haben wir eigentlich nur demissa und viridula, wenig Erfahrung mit flava und so gut wie keine mit lepidocarpa. Für letztere gibt es nur einen einzigen Standort in einem Kalkflachmoor.

Die Schnäbel sind m.E. nicht oder kaum winklig abgeknickt was gegen lepidocarpa spricht. Keine der Pflanzen hat halbhoch angesetzte Ähren was gegen demissa spricht. Flava und viridula sind es sicher nicht.

Die Pflanzen sind bis zu 50 cm hoch! Was also sagen die, mit allen vier Sippen vertrauten Bayern zu dem Bestand würde mich interessieren?

Viele Grüße aus Oldenburg und Dank vorweg,

Kay Fuhrmann

Carex flava agg. (Kay Fuhrmann, 20210704).jpg

Andreas Fleischmann (DiskussionBeiträge)

Lieber Herr Fuhrmann, Lieber Herr Plank,

Ich selbst bin kein Spezialist für die Carex-flava-Gruppe, und habe die Bilder deswegen an den bayerischen Carex-Spezialisten Alfred Bolze weitergeleitet, der Carex auch für unsere Bayernflora bearbeitet. Hier seine Antwort:

"Danke für die Anfrage von Herrn Fuhrmann. Bitte leiten Sie meine Einschätzung zu den fraglichen Pflanzen weiter.

Vorweg: Es scheint sich, da weder die Merkmale von C. demissa noch lepidocarpa vollständig zutreffen, um eine Hybride zwischen beiden zu handeln (C. demissa müsste längere Blätter haben, C. lepidocarpa herabgeschlagene Schläuche). Hybriden zwischen den Arten aus dem C. flava-Komplex sind nicht ungewöhnlich und - als Primärhybriden - durch die Sterilität ihrer Fruchtschläuche und das gleichzeitige Auftreten ihrer Elternarten oft leicht zu erkennen. In Einzelfällen ist eine sichere Bestimmung jedoch schwierig, insbesondere, wenn die Eltern nicht vorhanden sind, und sogar unmöglich, wenn zusätzlich keine Sterilitätsmerkmale sichtbar sind. In seltenen Fällen nämlich ist "ein Teil der Pollen solcher Hybriden fertil, wodurch es zum Auftreten von morphologisch nicht mehr ansprechbarer Rückkreuzungen kommen kann." (K. Kiffe 2001: Bot. Rundbr. f. Mecklenburg-Vorpommern 35, 41-54).

Um der Natur Ihrer abgebildeten Pflanzen näher zu kommen, müssten Sie - wenn die Elternarten nicht vorhanden sind - zunächst prüfen, ob der Untergrund des Fundortes basisch ist (nur so kann ein Zusammentreffen beider Arten erfolgen) und 2. an _reifen_ Fruchtschläuchen untersuchen, ob reife, keimfähige Nüsschen ausgebildet werden. Das kann ich aufgrund der Fotos nicht beurteilen.

Sollten _nicht_ wenigstens ein Elter in der Nähe wachsen, das Habitat _nicht_ basisch sein, aber _reife_ Früchte ausgebildet werden, kann ich leider nicht weiterhelfen. Dann fallen diese Pflanzen durch das Raster, das uns durch die Bestimmungsliteratur zumindest im deutschsprachigen Raum und durch die Flora Europaea vorgegeben ist. Es könnte sich dann höchstens um eine sehr abartige, mir so nicht bekannte C. demissa handeln. Aber das ist Spekulation.

Viele Grüße Alfred Bolze"

Schöne Grüße,

Andreas Fleischmann